Aufgrund erster vielversprechender
Versuchsansätze in den USA wurden in der Pferdeklinik Wolfesing
des Fachtierarztes für Pferde Dr. Rüdiger Brems vor zwei
Jahren die ersten Behandlungsversuche mit Stammzellen durchgeführt.
Bei dieser neuen Therapieform nutzt man die Fähigkeit der Stammzellen,
sich verschieden zu differenzieren und sozusagen in andere Zellen
umzuwandeln. Das Brustbein des zu behandelnden Pferdes wird punktiert,
das dabei gewonnene Knochenmark wird dann an die geschädigten
Sehnenstrukturen injiziert, um in diesem Bereich die Regeneration
zu fördern.
Nachdem dieser Eingriff zunächst nur in Vollnarkose durchgeführt
worden ist, wird er inzwischen routinemäßig am stehenden,
sedierten Patienten vorgenommen. Ein steriles Arbeiten ist bei
dem Vorgehen wie bei jedem chirurgischen Eingriff angezeigt, um
die Infektionsgefahr zu minimieren. Die Entnahmestelle im Bereich
des Brustbeins sowie der zu therapierende Sehnenabschnitt werden
rasiert, gründlich gereinigt und desinfiziert. Die Punktionsstelle
wird mit Hilfe eines Lokalanästhetikums schmerzunempfindlich
gemacht, bevor die Haut mit einem Skalpell durchtrennt wird. Ein
Punktionstrokar wird mit Drehbewegungen in den Knochen eingeführt.
Mit einer auf den Trokar aufgeschraubten Ziehspritze wird das
Knochenmark (etwa 60-80 ml) mit den enthaltenen Stammzellen entnommen.
Das Zufügen eines Gerinnungshemmers verhindert das Agglutinieren
und die Bildung von Blutklümpchen in der entnommenen Probe.
Sofort nach der Entnahme wird die Probe in den geschädigten
Sehenbereich injiziert. Ein desinfizierendes, abdeckendes Spray
wird auf die Punktionsstelle aufgetragen, die behandelte Extremität
erhält einen gut gepolsterten Röhrenverband.
Im Knochenmark befindet sich eine geringe Anzahl von Stammzellen.
Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Laboren,
in die Proben gesendet werden, werden die Zellen angezüchtet
und ihre Anzahl vergrößert. Pro Probe kann die Zellzahl
auf etwa 10 Millionen erhöht werden. Nach drei bis vier Wochen
der Laborarbeit erfolgt dann eine zweite Injektion vermehrter,
gereinigter Zellen in oder nahe der Läsion. Je nach Grad
der Sehnenschädigung wird die Therapie mit einmaliger Injektion
direkt entnommener oder einer zweiten zusätzlichen Injektion
von angezüchteten Stammzellen durchgeführt.